Nachdem Investor Peter Soliman vor einer Woche bekanntgegeben hat, den Schulbetrieb entgegen aller Verpflichtungen und früheren Zusicherungen im Juni schließen zu wollen, hat sich die Situation für die Schülerinnen und Schüler auf der Insel Nonnenwerth dramatisch verschärft.
Die Kinder und Jugendlichen sehen sich seit einiger Zeit mit Wachleuten konfrontiert, die den Zutritt auf die Fähren kontrollieren und dabei ein einschüchterndes und martialisches Verhalten an den Tag legen. Auf der Insel patrouillieren mit scharfen Wachhunden, die in einem offensichtlich unzureichend gesicherten Areal untergebracht sind. Viele Eltern fürchten um die körperliche und seelische Unversehrtheit ihrer Kinder; diese gehen oft nur widerwillig und angsterfüllt auf die Fährboote.
Die Website ist für die Lehrer, Schüler und freiwillig Engagierten des Öfteren nicht mehr zugänglich und wird gezielt in ihrer Funktionalität abgebaut. So können die Schüler ihre Termine häufig über einen längeren Zeitraum für Arbeiten und Klausuren nicht einsehen und nicht einmal mehr ihre wöchentlichen Essensbestellungen eintragen. Die gezielten Störungen erfolgen unregelmäßig. Der Auftritt der Schule ist zu einer reinen Selbstdarstellung von Soliman und seiner persönlichen Sichtweise verkommen, eine Arbeitsgrundlage für Schüler, Eltern und Lehrer ist nicht mehr existent.
Soliman setzt ganz offensichtlich darauf, dass der Druck auf Schüler und Familien ihm in die Hände spielt. Er schikaniert die Schülerinnen und Schüler gezielt, versucht sie zu verunsichern und zu destabilisieren, damit sie die Schule möglichst verlassen. Nur wenn der Zusammenhalt zerstörtwird, kann sein Kalkül aufgehen, das von Anfang an sein Handeln bestimmt hat: Die überaus beliebte und traditionsreiche Schule zu schließen, um die Insel Nonnenwerth zu einer exklusiven, abgeriegeltenLuxusresidenz für Multimillionäre umzubauen.
Er versucht dies mit intransparenten Behauptungen etwa zu einem angeblichen Brandgutachten ebenso zu untermauern wie mit unterstellter mangelnder Hilfsbereitschaft der Behörden. Verabredungen bricht er ohne Erklärung. Sonnenklare Hinweise auf seine Vermarktungsabsichten wie z. B. existierende Exposés streitet er plump ab. Er glaubt, mit diesem Verhalten durchzukommen, weil die Zeit gegen alle arbeitet, die auf einen geregelten Schulbetrieb angewiesen sind: Schüler, die sich auf das Abitur vorbereiten; Lehrer, denen er teils sogar bereits gekündigt hat; Eltern, die alle Hoffnungen in die Nonnenwerther Traditionsschule investiert hatten.
Das ist das verachtenswerte Kalkül eines skrupellosen Scheininvestors. Denn investieren will Soliman nicht in gesellschaftliche Werte, sondern nur in seine eigene Profitmaximierung. Er hat im Zeitungsinterview klargestellt, dass er ein leer geräumtes und ungenutztes Schulgebäude absichtlich verfallen lassen will, wenn er seinen Willen nicht durchsetzen kann. Das Schicksal der Lehrkräfte, der vielen Familien, der ebenfalls betroffenen Nonnen, der Schülerinnen und Schüler, der Bürger, die die Insel lieben, ist ihm egal. Ihm geht es nur um Geld, auch wenn er Krokodilstränen weint.
Eine Schließung von Nonnenwerth bedeutet, dass hunderte Kinder und Jugendliche schulisch heimatlos werden. Sie müssen in eine Schullandschaft integriert werden, die auf diesen enormen Zufluss nicht im Geringsten vorbereitet ist – schon gar nicht im zerstörten Ahrtal, aus dem viele Schüler kommen. Sie müssen in Kurse integriert werden, die nicht ihrer Wahl entsprechen. Sie haben Nachteile in jeder Beziehung. Möglicherweise auf lange Sicht.
Und nicht nur das: Nonnenwerth ist für viele ein Traum. Ein Versprechen auf gelebte Solidarität und qualitätsvolle Bildung. Mit einer Schließung würden Lebensentwürfe und Bildungsvorstellungen junger Menschen vernichtet. Und mit dem Herausekeln der Schüler werden jetzt schon irreparable Vertrauensschäden angerichtet. Es wäre gut, wenn diesem zerstörenden, rücksichtslosen und arroganten Gehabe seitens des „Investors“ Peter Soliman von offizieller Seite wirkungsvoll begegnet werden könnte.